Ziemia niczyja (Niemandsland)
Teatr Ósmego Dnia, Poznań
Freitag 22. Nov. // 22.00 – 23.15 Uhr
Samstag 23. Nov. // 19.30 – 20.45 Uhr
Schaubühne Lindenfels
- Theater
Bildhaftes Sprechtheater – Version II
In flackernden Kerzenschein getaucht, ähneln die vier Gesichter Michelangelo-Porträts, die Gesten ihrer Hände Detailstudien von Heiligen. Mottenmenschen teilen sich miteinander zum Schein das Licht und suchen es sich doch nur listig wegzunehmen. Ein ausgeschlagener Fensterrahmen gleitet hin und her, und das seltsame Gespensterquartett treibt damit sein flüsternd-flüchtiges Spiel.
»Es ist das Licht des achten Tages: Gott hat, der Schöpfung müde, die Welt auf immer sich selbst überlassen. Schon glüht sie dahin, alt gewordener Ballon Erde … Niemandsland ist der leergeräumte Hoffnungsraum derer, die aus Osteuropa nach dem großen Auf-, Ab- und Freiräumen westwärts gedrängt sind und nun zurückkehren, um einen Traum ärmer. Ein Seelenfeld, freigelegt auf fast leerer Bühne: Wohin soll man fliehen, wenn es nur Gehäuse gibt?« (Jan Schulz-Ojala, Der Tagesspiegel, Berlin, 03.12.1993)
1964 gründete sich in Poznań das Teatr Ósmego Dnia (Theater des achten Tages) und galt schon bald als eines der wichtigsten Ensembles der alternativen Theaterszene in Polen. Es arbeitete zunächst nach den Methoden von Jerzy Grotowski und Tadeusz Kantor, suchte dann aber bald nach eigenen ästhetischen Formen.
Die Einführung des Kriegsrechts in Polen 1981 führte die Gruppe auch zum Straßentheater. Wiederholt wurde sie in den 70er und 80er Jahren mit Auftrittsverboten belegt bis hin zur offiziellen Schließung des Theaters. Es folgte die Ausreise nach Italien. 1990 kehrte die Theatergruppe nach Polen zurück, wo sie heute wieder ein eigenes Theater besitzt und als eine der bedeutendsten Truppen Polens sehr oft im Ausland gastiert.
»Ziemia niczyja« (»Niemandsland«) entstand in jahrelangen Improvisationsstudien in verschiedenen europäischen Staaten, nicht zuletzt unter dem Eindruck der Ereignisse im November 1989. Die Version II des Stücks hatte 1994 Premiere. Starke Bilder und Texte in verschiedenen Sprachen schildern Fragen wie Vereinsamung und Leere, Freiheit, Treue zur historischen Tradition, Einheit und Liebe, Heimat und Verwurzelung, die Rückkehr zu den Werten in einer Ehrlichkeit, die so suggestiv vielleicht nur noch aus dem östlichen Europa kommen kann.
Konzeption, Texte, Bühnenbild und Kostüme: Das Ensemble
Musik: Lidia Zielińska
Co-Autor und Bühnenbild-Realisation: Jacek Chmaj
Darsteller: Ewa Wójciak, Adam Borowski, Tadeusz Janiszewski, Marcin Kęszycki