Streicheleinheiten
Schauspiel Leipzig
Stück von Sergi Belbel
Donnerstag 09. Nov. // 22.00 – 23.45 Uhr
Neue Szene
- Theater
»Einen großstädtischen Reigen über ›Liebe und andere Grausamkeiten‹ entwirft Sergi Belbel, verknüpft und konfrontiert darin Alleinstehende, Liebespaare und Familien zu einem Kontaktkreis vereinsamender Singles: Ein jüngerer Mann schlägt eine jüngere Frau, da sie sich nichts mehr zu sagen haben, sie schlägt zurück und schickt ihn, der nun vor Schmerz sprachlos ist, zur Nachbarin, Öl für das gemeinsame Essen zu holen.
Dieselbe jüngere Frau drängt ihre Mutter in ein Altenheim, ›der grausamste Krieg ist der zwischen Mutter und Tochter‹. Im Heim begegnet die Mutter einer alten Frau, die Tango und Frauen liebt, aber mit einem Mann leben musste, den sie auf der nächtlichen Straße sucht und als Penner findet. Zu dem Penner gesellt sich ein Junge, der raubt, um stets im Rausch zu leben, der dann erregt in der elterlichen Wanne liegt mit seinem Vater, der am Bahnhof seine Geliebte, die ihn anekelt, verabschiedet, die zu ihrem Vater eingeladen ist und dem sie sagt: ›Du bist einsam, aber es ist nicht meine Schuld.‹
Ihr Vater schenkt einem jungen Mann einen Spiegel, um darin den Anblick der gemeinsamen Körper zu genießen. Der junge Mann stopft seiner Mutter Geld ins Dekolleté, um ihren Schmerz an seiner Homosexualität zu ersticken. Die Frau ordnet, allein gelassen, die Geldscheine, als es an ihrer Wohnungstür klingelt – der jüngere Mann vom Beginn des Reigens bittet bei seiner Nachbarin um Öl, so ›zwei seltsame Wesen sich begegnen‹ und die ›Luft heiß, sinnlich‹ wird …
Sergi Belbel, geboren 1963 in Terrassa/Barcelona, ist Autor, Übersetzer und Regisseur. Er übersetzte u. a. Racine, Beckett und Koltès ins Katalanische und Kastilianische, inszenierte für Fernsehen und Theater. Belbel verfasste seit 1986 zahlreiche in Spanien, Frankreich und Portugal aufgeführte Theaterstücke. ›Streicheleinheiten‹ wurde 1992 in eigener Regie in Barcelona uraufgeführt.« (Schauspiel Leipzig, Jahresheft Spielzeit 1995/96)
Für das Schauspiel Leipzig begann mit der Spielzeit 1995/96 unter der Intendanz von Wolfgang Engel, selbst äußerst erfolgreicher Regisseur, eine neue Ära. Armin Petras, Regisseur der Leipziger Inszenierung von »Streicheleinheiten« (Premiere im Oktober), wurde 1964 in Meschede/Ruhr geboren. Nach seinem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin war er ab 1990 Regisseur an den Münchner Kammerspielen, am Kleisttheater Frankfurt/Oder sowie am Chemnitzer Schauspielhaus und inszenierte zahlreiche Stücke klassischer und moderner Autoren. Seit 1985 arbeitet er auch mit der freien Theatergruppe »Medea« in Berlin.
Inszenierung: Armin Petras
Bühnenbild und Kostüme: Phillip Stölzl
Technische Leitung: Rolf Seydel, Michael Münster
Deutsche Übersetzung: Klaus Laabs
Darsteller: Rahel Ohm (junge Frau, jüngere Frau, Mutter, Frau), Peter Mario Grau (junger Mann, jüngerer Mann), Ellen Hellwig (Oma, ältere Frau), Marylu Poolman (Uroma, alte Frau), Georg Solga (Penner, alter Mann), Thomas Ziesch (Junge, Stricher, jüngerer Mann), Berndt Stübner (Vater, Mann), Anette Straube (Frau, junge Frau), Paul-Dolf Neis (Schwuler, älterer Mann)