pigg in hell (Schwein in der Hölle)

pigg in hell (Schwein in der Hölle)

Michael Laub / Remote Control Productions, Tilburgk
Tanzsolo

Samstag 10. Nov. // 22.00 – 23.00 Uhr
Sonntag 11. Nov. // 22.00 – 23.00 Uhr
Neue Szene

  • Tanz

Was in diesem Solo erzählt wird, wie sich diese Frau bewegt, Blicke und Gesten – dies zieht den Betrachter in einen Strudel. Der Körper als Hort der Obsessionen, Schauplatz von Laszivität und Reinheit, Sexualität und Perversion.

Nach »Solo« (1995) für Charlotte Engelkes und »Out of Sorts« (1999) für Richard Crane schuf der belgische Theaterkünstler Michael Laub mit der Berliner Tänzerin Astrid Endruweit im Frühjahr/Sommer 2000 das Solo »pigg in hell«. Diese Soli leben von der eigenwilligen Collage von verschrobenen Körperbildern und dem biografischen Material der Tänzer. Das Solo von Astrid Endruweit benutzt die mittelalterlichen Darstellungen von Entrückten und Verzückten, um eigene Seelenzustände und sexuelle Erlebnisse zu transformieren.


»Laub arrangiert die Ausbrüche seiner Darstellerin zu einer Choreografie der Bruchstücke, setzt Einschnitte durch Tonblenden, ordnet Wiederholungen an. Und ihm gelingt dabei ein kleines Wunder: Man sehnt sich plötzlich nach Sprache, einer Ebene zwischen den Körpern. Der Voyeur will reden. Doch nur die Stimme Endruweits ist zu hören: tonlose Verwunderung über Pubertätskörper und die Gewalt fremder Männer. Ein Klang, den man nicht mehr vergisst« (Ulrich Amling, Der Tagesspiegel, Berlin, 17.08.2000).

»Nach ein paar Probentagen wollte sie eine Szene ohne Sex oder Drama machen. Ich sagte o.k., und als ich das Ergebnis sah, konnte ich keinen Unterschied feststellen« (Michael Laub über Astrid Endruweit).

Michael Laub gründete 1975 gemeinsam mit Edmondo Za und Marinka Kordis die Künstlergruppe Maniac Productions, welche im Bereich von Performance und Videokunst bis 1979 zusammenarbeitete – stets auf der Suche nach einer stärkeren Nähe zur Gegenwart, als dies das traditionelle Theater zu leisten vermag. Mit der Gründung von Remote Control Productions (1981) setzte Laub diese Arbeit in der Auseinandersetzung mit verschiedenen Genres – Musical und soap opera – und in der eigenen Verbindung der diversen Theaterelemente – Tanz, Drama, Licht, Musik und Szenografie – fort. Michael Laubs Inszenierungen, balancierend auf einer hauchdünnen Linie – zwischen Biografie und Imagination, Realität und Fiktion –, zählen neben den Theaterarbeiten von Jan Lauwers und Jan Fabre zu den herausragenden Beispielen der europäischen Theateravantgarde der 80er und 90er Jahre.

Im Anschluss an die Vorstellung am 10. Nov. findet ein Publikumsgespräch statt.
Moderation: Klemens Wannenmacher, Regisseur und Programmkoordinator, Rotterdam

Uraufführung: 15.08.2000 in Berlin

Eine Produktion von TanzWerkstatt Berlin, Podewil Berlin und Remote Control Productions Im Auftrag von TanzWerkstatt Berlin

Regie: Michael Laub

Darstellerin: Astrid Endruweit

Komposition: Larry Steinbachek

Lichtdesign: Nigel Edwards

Sound: Rainer Frey, Michael Laub

Archiv 2001

11. Festivaljahr