tristan und isolde. nicht berühren
fabian.dept, Berlin
Ausstellungsstück
Mittwoch 07. Nov. // 19.30 Uhr (Die Ausstellung ist zwei Stunden für Sie geöffnet.) Peterskirche
- Ausstellung
»Ausstellungsstück« hat Fabian doppeldeutig seine Inszenierung genannt. Der Zuschauer ist nicht in ein Theaterstück geladen, sondern in eine Ausstellung. Nicht die Handlung von Wagners Oper wird erzählt, sondern der Vorlage, dem Tristan-Epos, das Gottfried von Straßburg um 1210 hinterlassen hat, die Essenz abgerungen. Tristan begehrt Isolde, die Frau des Herrschers, aber sie können ihre Liebe – ständig unter Beobachtung des Hofes – weder zeigen noch leben. Fabian sagt zu seiner Arbeit: »Mein Ziel ist nicht die Aufführung der Handlung wie in einem Theater, sondern die Ausstellung der Liebenden und damit des ordnungs- und gesetzesüberschreitenden menschlichen Gefühls als ein zu bewahrender Anspruch an die Gesellschaft. Ich stelle Tristan und Isolde in einer Glasvitrine aus: Vision und Fluch einer unsterblichen Liebe sollten in ihr gleichermaßen konserviert erscheinen« (Konzeptionsmaterial vom 15.05.2001).
Die Installation besteht aus einer Glasvitrine und einer Tastatur. In diese Tastatur kann der Zuschauer Bemerkungen, Assoziationen, Fragen eingeben. Fabians choreografisches Instrument, das Alphasystem, erlaubt es den Tänzern, die geschriebenen Texte Buchstabe für Buchstabe zu vertanzen. Alle eingegebenen Texte wie auch die Bemerkungen via Bewegung, mit welchen die Tänzer antworten, werden auf eine Videoscreen projiziert. Worte werden Tanz, Tanz kann Antworten auf Fragen kreieren.
Seit Jo Fabian 1988 mit »Baal« und »Prometheus« am Poetischen Theater in Leipzig auf sich aufmerksam machte, hat er konsequent an einer immer weiteren Ausformung seiner Theatersprache gearbeitet: Ein Paradoxien liebendes, mit Präzision und Brillanz inszeniertes Bildertheater. Seit Ende der 80er Jahre sind über 23 Inszenierungen entstanden. Immer wieder waren Fabians Arbeiten auch zur euro-scene eingeladen. Nach »Shite Samurai« (1991) und »Whisky & Flags« (1994) kam 1997 »Pax Germania«. Bis hin zu seiner letzten großen Produktion »The Dark Side of Time« (2001), einem opulenten dreiteiligen Abend, hat Fabian die Ästhetik seiner Bilder zur Perfektion hin ausgelotet. Mit »tristan und isolde« verlässt er erstmals die Guckkastenbühne und gibt sein choreografisches Instrumentarium aus der Hand. Der Zuschauer wird zum Akteur.
Anstoß für diese Koproduktion mit dem Festspielhaus Hellerau gab der Gedanke, dass das Alphasystem – wenn es denn vom »denkenden Tänzer«, wie Fabian sagt, virtuos beherrscht würde – eine wirkliche, freie Kommunikation zwischen Akteuren und Zuschauenden auf hoher artifizieller Ebene ermöglicht. Wie diese (Körper-) Bewegungssprache funktioniert, bleibt im künstlerischen Ereignis zu entdecken.
Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Publikumsgespräch statt.
Moderation: Petra Stuber, Theaterwissenschaftlerin, Leipzig
Uraufführung: 28.06.2001 in Dresden
Internetseiten der Compagnie: www.jofabian.de
Koproduktion von Europäische Werkstatt für Kunst und Kultur im Festspielhaus Hellerau e.V., Hebbel-Theater, Berlin und euro-scene Leipzig.
Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das Nationale Performance Netz aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen.
Konzept, Gesamtleitung und Videoinstallation: Jo Fabian
Raum: Karl Wedemeyer
Lichtdesign: Andreas Kröher
Programming: Eckart Arns
Soundinstallation: Ralf Krause
Darsteller: Annegret Thiemann, Ralf Kittler