Eine tot-normale Frau
Jan Fabre, Antwerpen
Donnerstag 21. Nov. // 19.30 – 20.40 Uhr
Freitag 22. Nov. // 22.00 – 23.10 Uhr
Schauspielhaus
- Theater
Solostück mit Hannelore Elsner
»Es ist eine Reise zu diesen verborgenen Stellen in jedem von uns – ob Mann oder Frau. Es ist die Geschichte der Frau und des Mannes. Zurück bis zu Adam und Eva. Es geht um den Mann, der sich versteckt hinter seiner Sprache, seiner Logik, seinen sicheren Vorstellungen. Und es geht um die Frau, die das Chaos, die Zügellosigkeit will. Die Willkür. Das Freie. Das Direkte. Es geht um viel mehr als das übliche Spiel Mann-Frau. Es geht um die wirkliche Existenz, nicht nur um Bumsen« (Hannelore Elsner, in: Frankfurter Rundschau, 03.04.1996).
Hannelore Elsner ist eine der ganz großen Charakterdarstellerinnen Deutschlands. Sie verdankt ihre Berühmtheit vor allem ihren zahlreichen Film- und Fernsehrollen und kehrte nun nach 14 Jahren als Darstellerin ins Theater zurück. Ihr Zusammentreffen mit Jan Fabre, einem der bedeutendsten Regisseure des Avantgarde-Theaters Europas, führte zu einer Theater-Sternstunde dieses Jahres.
Eine Frau scheint ein Selbstgespräch zu führen, das jedoch gleichzeitig auch eine Art von Zwiegespräch ist, in dem sie beide Seiten formuliert: die eigene und die des Mannes, mit dem sie zusammen gewesen ist. Dabei changiert die »tot-normale Frau« zwischen dem Bericht konkreter Erinnerungen und einem Beschwören magischer Kräfte, einem Spiel mit obskuren Ritualen und Hexenzauber und einer frappierend transsexuellen Schlussphantasie.
Hannelore Elsner spielte ab 1966 in den Münchner Kammerspielen, beispielsweise die Ala in Sławomir Mrożeks »Tango«. Angebote gab es seither zuhauf, auch von renommierten Regisseuren. Doch sie habe »normales Theater« nicht mehr gewollt und wirkte in zahlreichen bedeutenden Fernsehspielen und ARD-Serien mit, zum Beispiel in »Stahlnetz«, »Dem Täter auf der Spur« und »Irgendwie und Sowieso«. Es folgten über 80 Film- und Fernsehrollen, zu deren Regisseuren auch Wolfgang Staudte, Istvan Szábo und Ilse Biberti gehörten. Auf dem 32. Internationalen Fernsehfestival in Monte Carlo wurde sie für ihre Rolle in »Elsa« 1991 mit der »Silbernen Nymphe« als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Nun steigt die Elsner von der schlichten Eleganz ihrer »Kommissarin«, Titelfigur ihrer jüngsten bekannten Fernsehserie, in den völlig anders gearteten Hexenmantel Jan Fabres. Der Theatermagier wurde 1958 in Antwerpen geboren, fängt früh an zu zeichnen, schreibt Stücke und beginnt 1980 zu inszenieren. Neben seinen großen Ballett- und Schauspielproduktionen schuf er drei Solostücke für seine »Muse« Els Deceukelier, darunter 1994 »Een doodnormale vrouw«. Zum ersten Mal inszenierte Fabre mit diesem Monolog eines seiner Werke in deutscher Sprache.
Produktion: Das TAT (Theater am Turm), Frankfurt/Main in Zusammenarbeit mit Troubleyn, Antwerpen (Deutsche Erstaufführung 1996)
Text, Inszenierung, Bühnenbild und Lichtdesign: Jan Fabre
Deutsche Übersetzung aus dem Flämischen: Petra Serwe
Kostüme: Gerald Watelet, Pol Engels, Phons Bakx
Im Anschluss an beide Vorstellungen findet ein Publikumsgespräch statt.
Moderation: Tom Stromberg, Künstlerischer Leiter des Kunst- und Kulturprogramms Expo 2000, Hannover