Die Stühle
Marcia Haydée, Stuttgarter Ballett
John Neumeier, Hamburger Ballett
Sonntag 22. Nov. // 19.00 Uhr
Schauspielhaus
- Ballett
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»Ein altes Ehepaar, verloren auf einer Insel lebend, empfängt imaginäre Gäste, um ihnen eine Botschaft zu verkünden. Nur der Tod erwartet dieses gealterte Liebespaar – diesen ›Tristan‹ und diese ›Isolde‹ –, die als jugendliche Greise mit ihren Träumen lächerlich wirken.« (Maurice Béjart)
Die in Brasilien geborene Marcia Haydée ist eine der größten Ballerinen unserer Zeit. John Cranko engagierte sie als erste Ballerina nach Stuttgart und schuf für sie fast sein gesamtes Repertoire, so »Romeo und Julia«, »Onegin« und »Der Widerspenstigen Zähmung«. Marcia Haydée tanzte alle großen klassischen Rollen wie Odette/Odile in »Schwanensee« und »Giselle« und inspirierte gleichzeitig berühmteste Choreografen wie Kenneth MacMillan, Glen Tetley und Maurice Béjart zur Schaffung neuer Werke. John Neumeier choreografierte für sie seine abendfüllenden Produktionen »Endstation Sehnsucht« und »Die Kameliendame«. Seit 1976 ist Marcia Haydée die Direktorin des Stuttgarter Balletts, einer der führenden Ballettcompagnien der Welt.
John Neumeier wurde 1942 in den USA geboren und 1963 von John Cranko als Tänzer an das Stuttgarter Ballett engagiert. Er übernahm 1969 die Leitung des Balletts Frankfurt/Main und ist seit 1973 Ballettdirektor und Chefchoreograf der Hamburgischen Staatsoper. Seine hinreißenden Neufassungen klassischer Werke wie »Dornröschen«, »Schwanensee« und »Aschenbrödel« und die Ballett-Uraufführungen, z. B. mehrere Mahler-Sinfonien, sein »Sommernachtstraum« nach Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy und György Ligeti sowie Bachs »Matthäus-Passion« gehören zu den Höhepunkten des gegenwärtigen Balletts. Neumeier ist seit 1978 Direktor der von ihm gegründeten Ballettschule der Hamburgischen Staatsoper.
Maurice Béjart ist einer der bedeutendsten Choreografen der Gegenwart. Er wurde 1927 in Marseille geboren, wirkte lange in Paris und verkörpert mit dem von ihm 1960 in Brüssel gegründeten »Ballett des XX. Jahrhunderts« eine eigene Epoche des Tanzes. Seine Werke, die vom sensiblen Solo bis zur Monumentalshow reichen, besitzen Dimensionen unerschöpflicher Vielfalt. Zu seinen berühmtesten Choreografien gehören Strawinskys »Sacre du Printemps« und Ravels »Bolero«. Béjart löste seine Compagnie, mit der er 1987 nach Lausanne umgezogen war, in diesem Sommer auf, eröffnete hier eine multidisziplinäre Schule und ist ab 1992 auch »Principal Guest Choreographer« der Deutschen Staatsoper Berlin. Sein Ballett »Die Stühle« brachte er selbst zusammen mit Laura Proença 1980 in Rio de Janeiro zur Uraufführung. Die europäische Premiere mit Marcia Haydée und John Neumeier fand 1984 in Brüssel statt.
Die Musik wird eingespielt.
»Es gibt große Augenblicke in diesem Ballett. Augenblicke, in denen Béjart dem Leben auf den Grund kommt. Augenblicke der Wahrheit, in denen Marcia Haydée und John Neumeier die Scheinwelt ihrer Kunst durchbrechen und sich als Menschen offenbaren. Ihre gemeinsame Gratwanderung zwischen Text und Tanz, Musik und Mimik erweist sich auch für den Zuschauer als ein Abenteuer, aus dem es kein Zurück gibt. Man ist nach den ›Stühlen‹ wie verwandelt, ist sensibler geworden für die Erfahrungen der Zeit« (Stuttgarter Nachrichten, 09.11.1984).
Das Gastspiel erfolgt mit freundlicher Unterstützung durch Soft-Research | München, Berlin, Erfurt, Dresden, Frankfurt/M.
Choreografie: Maurice Béjart
Text: Eugène lonesco
Musik: Richard Wagner, aus »Tristan und Isolde« – Vorspiel und Isoldes Liebestod
Licht: John van der Heyden
Beleuchtungseinrichtung: Rolf Warter
Tänzer: Marcia Haydée, John Neumeier