Diari d’unes hores (Notizen einiger Stunden) & Eco de silenci (Echo der Stille)

Diari d’unes hores (Notizen einiger Stunden) & Eco de silenci (Echo der Stille)

Compagnie Lanònima Imperial, Barcelona
Tanzstück in zwei Teilen

Sonntag 27. Nov. // 19.00 – 20.30 Uhr
Schauspielhaus

  • Tanz

Deutschlandpremiere 

Sind es Zirkusleute oder Obdachlose? Feiert heruntergekommenes Gesindel ein Fest, oder haben sich da Personen nur verkleidet? Die Tänzer beschwören eine Fellinische Traumwelt, in der Täuschung und Wirklichkeit ineinander übergehen. Spiel und Leben sind eins, wie in der Kindheit. Ein Hirte – oder ist es ein Zigeuner? – singt ein Lied, und argentinische Tangorhythmen prägen das surrealistische Geschehen. Hier scheint die Harmonie zwischen den Menschen, zwischen Mann und Frau weniger noch Wunschvorstellung als schon gelebtes Leben zu sein. Dennoch ist man schon ein wenig matt, wie nach einer durchlebten Sommernacht, und langsam weicht die Fröhlichkeit einer leichten Wehmut.

Doch im zweiten Teil des Abends kippt die Atmosphäre um. Entfremdung, Verzweiflung, Unterdrückung, Melancholie und Einsamkeit folgen dem Fest, das nur gemeinsam mit dem Folgenden einen Sinn ergibt. Aus der Truppe werden Individuen, und was vorher Lust bedeutete, wird zum Alptraum. Im Zusammenklang mit den schwermütig-feierlichen Klängen von Henryk Mikołaj Górecki lösen Klage, Leid und Angst als menschliche Grunderfahrungen die Heiterkeit des ersten Teils ab. Die unlösbaren scheinbar ewigen Widersprüche des Lebens sind Thema der beiden ganz unterschiedlichen Choreografien.

Górecki gehört zu den bedeutendsten Gegenwartskomponisten Polens. Er wurde 1933 in Czernica bei Rybnik geboren. Fü seine I. Sinfonie erhielt er bei der Biennale in Paris 1961 den 1. Preis. Die III. Sinfonie entstand im Jahre 1976, Górecki bezog in diese Komposition auch Kirchen- und Volkslieder ein.

Reichhaltig ist das Angebot an jährlich neuen Tanzproduktionen in Spanien und besonders in Katalanien, dem östlich ans Mittelmeer grenzenden Gebiet mit seiner Hauptstadt Barcelona. Doch nur ganz wenige Truppen besitzen diese Qualität sowohl in tänzerischer als auch choreografischer Hinsicht wie die Compagnie Lanònima Imperial, die im Jahr 1986 von Juan Carlos García ins Leben gerufen wurde.

García wurde in Bilbao geboren. Er gründete nach seinen Studien in modernem und klassischem Tanz in Barcelona 1980 zunächst mit dem Musiker Claudio Zilian ein Duo. Dann tanzte er in der Compagnie Emile Dubois unter der Leitung von Jean-Claude Gallotta und studierte weiter in Angers und New York.

Für seine Choreografien für Lanònima Imperial erhielt García mehrfach Preise, u. a. für die beste Produktion des Jahres durch die Stadt Barcelona. Die Compagnie gastierte bei zahlreichen Festivals und so gut wie in allen europäischen Metropolen. Anläßlich der Olympischen Spiele 1992 wurde das Stück »Afanya’t a poc a poc« (»Eile mit Weile«) in Barcelona uraufgeführt und in zahlreichen Städten des In- und Auslands mit großem Erfolg gezeigt.

»Der Choreograf Juan Carlos García ist ein Meister der Kontraste« (Roswitha Reichart, Volksblatt, Linz, 14.03.1994).

»Die Choreografie beweist, dass Juan Carlos García und Lanònima Imperial zu den besten europäischen zeitgenössischen Tanztruppen und Tanzschöpfern gehören« (Nina Ozegoviú, Vjesnik, Zagreb, 19.03.1994).

Ein Teil der Musik wird eingespielt.

Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Publikumsgespräch statt.
Moderation: Klemens Wannenmacher, Hamburg

Das Gastspiel erfolgt mit freundlicher Unterstützung durch
CoPEC – Büro zur Förderung der Katalanischen Kultur / Generalitat de Catalunya / Ministerio de Cultura, Madrid und Ayuntamiento de Barcelona.

Choreografie: Juan Carlos García

Bühnenbild: Pep Montoya

Kostüme: Teresa Sil

Licht: Ramón Rey, Mingo Albir

I. »Diari d’unes hores« (»Notizen einiger Stunden«):

Musik: Jorge Sarraute, Pablo Mainetti

Tänzer: Carlos Alberto Cidra, Viviana Calvitti, Juan Carlos García, Emilio Gutierrez, Catalina Vilana

Bandonion: Pablo Mainetti

II.»Eco de silenci« (»Echo der Stille«):

Musik: Henryk Mikołaj Górecki, III. Sinfonie »Sinfonie der Klagelieder« für Sopransolo und Orchester, op. 36, 1. Satz

Tänzer: Carlos Alberto Cidra, Viviana Calvitti, Emilio Gutierrez, Catalina Vilana

Archiv 1994

4. Festivaljahr